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zu klein? klicken!Quarterback Terry Bradshaw im "Playboy" 1978

Im Jahr 1964, dem Geburtsjahr des Autors dieser Zeilen, sorgte Clive Sinclair mit dem kleinsten Transistorradio der Welt (oder zumindest Großbritanniens) für Furore. Rund 13 Jahre später, im Januar 1977, stellte er den damals kleinsten Multinorm-Fernseher der Welt vor: Den Sinclair Microvision MTV1. Von diesem Ereignis berichtete die Zeitschrift Funkschau erstmals in der Ausgabe 05/1977. Die englische Fachpresse war begeistert ("Tiny Tele!") und die BBC widmete dem Gerät zum 25-jährigen Jubiläum gar eine eigene Webpage - inklusive eines Links zu einem interessanten TV-Interview.

Der Preis des - für den "Prestige-Markt" konzipierten Gerätes - betrug in England 200 Pfund (damals etwa 800 DM), in den USA 395$ (zwei Jahre später noch 249$). Und in Deutschland waren es zunächst gar knapp 1.000 DM. Dafür war die Technik ("Incredible") höchst fortschrittlich: Fünf Integrierte Schaltkreise stecken im MTV1, drei davon wurden von Sinclair eigens für dieses Gerät entworfen.

Die insgesamt etwa 300 elektronischen Bauteile sind auf vier Leiterplatten untergebracht, die bei der Montage lediglich zusammengesteckt werden müssen und in einem dreiteiligen Stahlblechgehäuse untergebracht sind. Kernstück ist die von AEG-Telefunken entwickelte Bildröhre D5-100W mit rund 45 mm Diagonale. Dank einer Linienbreite von nur 0,2 mm erzeugt die Röhre ein außerordentlich scharfes Bild. Die Ausstattung im Einzelnen: Drei Empfangsnormen umschaltbar (USA/UK/EUR), Teleskopantenne für VHF-, Schleifenantenne für UHF-Empfang, zwei unscheinbare Schraubklemmen für eine externe Antenne, Bild- und Zeilensynchronisation getrennt einstellbar, Anschlüsse für 6 oder 12 Volt Versorgungsspannung (Minus am Mittelstift), sowie drei verschiebbare Reiter als Merkhilfe zur Sendereinstellung.

Eine Sache hat Sir Clive beim MTV1 allerdings schmerzlich übel gelöst: Die netzunabhängige Stromversorgung erfolgt über vier fest eingelötete NiCd-Akkus, die mit den Jahren deutlich an Kapazität verlieren und im schlimmsten Fall auslaufen. Das gibt dem Gerät natürlich den Gnadenstoß - vermutlich einer der Gründe, warum intakte Exemplare bei Sammlern recht hoch im Kurs stehen. Statt per Leiterbahn sind zwei der Zellen über einen feinen Draht miteinander verbunden, offenbar als eine Art Sicherung. Bei meinem MTV1 habe ich die vier Akkus (Format Mignon mit Lötfahnen, keine Herstellerkennzeichnung) vorsorglich komplett herausoperiert und umweltgerecht als Sondermüll entsorgt. Leider kann man aufgrund der lausigen Ladeschaltung (nur ein paar Widerstände) nicht einfach NiMH-Akkus einsetzen.

Frische NiCd-Akkus sollen rund vier Stunden Dauerbetrieb ermöglichen, die angegebene Ladezeit beträgt 14 Stunden. Was im Sinclair sonst noch so alles steckt, zeigen diese Detailaufnahmen. Weitere interessante Fakten hält JONZ TELLIES GALLERY bereit. Für den technisch interessierten Leser ebenfalls eine gute Informationsquelle: Die Bedienungsanleitung und ein sehr ausführliches Servicemanual.

Die Abmessungen des MTV1 betragen 10,2 * 15,2 * 3,8 cm. Der Energieverbrauch liegt bei 750 mW, davon entfallen auf die Bildröhre rund 400 mW. Mit dem integrierten Akkupack wiegt der MTV1 knapp 790 Gramm. Made in England.

Gebrauchswert:Sammlerwert:

P.S. Eigentlich sollte die Zeit des Sinclair Microvison schon 1967, also 10 Jahre früher anbrechen. Aber leider war das 1966 auf einer Messe vorgestellte Gerät weder funktionsfähig, noch irgendwie zum angepeilten Preis von 49 Guineas in Serie herstellbar.


zu klein? klicken!Werbung für den MTV1B (1978)

Im Herbst 1978 erschien der Sinclair MTV1B, die einfache "Volksversion" des Microvision MTV1. Kein Multinormgerät, dafür nur noch halb so teuer: 99 Pfund, damals rund 400.- DM. Natürlich berichtete auch die Fachzeitschrift Funkschau über den MTV1B. Sir Clive Sinclair setzte diesmal voll auf Vereinfachung, ein schönes Beispiel hierfür ist die rustikale Sendereinstellung: Ein Spindelpotentiometer mit Drehknopf, ein Plastikreiter und ein transparentes Fensterchen - fertig. Ebenfalls ein typisches Geiz-Zeichen: Die Beschriftung der Bedienungselemente und Anschlüsse ist auf der Unterseite mit dem Typenschild zusammengefasst, so spart man sich den Siebdruck am Gehäuse. Der MTV1B wird von vier handelsüblichen Mignon-Zellen gespeist, die im vorderen rechten Teil des Kunststoffgehäuses untergebracht sind. Den eher konventionellen Aufbau veranschaulicht diese Innenansicht.

Das oben abgebildete Stück hat schon einiges durchgemacht, unter anderem hat ein Vorbesitzer erfolglos versucht, einen Videoeingang nachzurüsten. Den ansehnlichen Original-Lieferumfang gibt dieses Bild wieder, der nächste Mausklick vermittelt eine Vorstellung von der Bildqualität. Im MTV1B kommt die aus dem Vorgänger bekannten Bildröhre D5-100W von Telefunken zum Einsatz, die Diagonale beträgt rund 45 mm. Zwei kleine Schraubklemmen an der Rückseite ermöglichen den Anschluss einer externen Antenne. Ursprünglich war auch eine Version mit integriertem UKW-Radio geplant ("Microvision Plus"), das Foto eines Prototyps findet sich hier.

 Mit 4 Mignon-Akkus wiegt der MTV1B rund 520 Gramm. Das Originalnetzteil liefert 200 mA bei 12 Volt (!). Made in England.

Gebrauchswert:Sammlerwert:


zu klein? klicken!Werbung für den MTV1B (1978)

Sinclair komplett! Auf Basis des ursprünglichen MTV1 gab es den Sinclair MON1A, einen reinen Videomonitor ohne Empfangsteil. Das Gerät wirkt ein wenig behelfsmäßig zusammengeschustert, denn es kommt das unveränderte Gehäuse des MTV1 zu Einsatz. Die Aussparung für die Antenne blieb somit schlicht leer, die entsprechenden Bohrungen wurden durch simple Kunststoffstöpsel verschlossen. Auf die Rückwand wurde kurzerhand eine bedruckte Folie geklebt, welche die nicht benötigten Öffnungen einfach überdeckt. Auch im Inneren sieht's teilweise schwer nach Handarbeit aus. Neu hinzugekommen sind eine BNC-Buchse für den Videoeingang, sowie ein Schiebeschalter für einen 75 Ohm Abschlusswiderstand. Auch die Bedienelemente an der Frontseite wurden auf das nötigste reduziert: Drucktasten für Ein/Aus und den gewünschte Videostandard, und ein Drehknopf für den Kontrast.

Der MON1A wurde auch in Deutschland verkauft - das belegt eine Zeitungsannonce aus dem Jahr 1984. Dieser Anzeige zufolge kostete das gute Stück 379.- DM, das Ladegerät ging für weitere 38.- DM über den Tresen. Alle drei "Sinclairs" mit der Oszilloskop-Bildröhre D5-100W von Telefunken zeigt dieses Foto, vom MON1A selbst kannte ich ursprünglich nur dieses Bild aus einem Internet-Archiv. Mit seinen vier integrierten Mignon-Akkus (Achtung: Sollbruchstelle, siehe MTV1) wiegt der Monitor knapp 670 Gramm. Der abgebildete MON1A/S wurde im August 1978 von Sinclair Radionics in Cambridge gefertigt. Anfang 1980 verschwand Sinclair Radionics mehr oder weniger von der Bildfläche und aus der bis dato für Messgeräte zuständigen Sinclair Electronics wurde Thandar Electronics - ein entsprechendes Label trägt auch dieses Gerät ...

Gebrauchswert:Sammlerwert:


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Obwohl die Vorgänger MTV1 und MTV1B alles andere als kommerzielle Erfolge waren, brachte Sir Clive Sinclair 1983 den Sinclair FTV1 (alias TV-80) auf den Markt - also etwa ein Jahr nach dem ersten Watchman von SONY, dem FD-210. "I believe it can achieve for television what the transistor did for radio" verkündete der Erfinder damals stolz. Die Entwicklung des FTV1 dauerte geschlagene 6 Jahre und verschlang mehrere Millionen Pfund. Und das Ergebnis: The truly pocketable TV. Leider folgten viel zu wenige Kunden dem Ruf des Meisters in die neue Fernsehwelt und der FTV1 wurde ein ordentlicher Flop. Denn wie fast alles aus dem Hause Sinclair (wer erinnert sich noch an die entsetzliche Folientastatur des Heimcomputers ZX81?) hat auch dieses Gerät ein, sagen wir mal, befremdliches Feature: Für den netzunabhängigen Betrieb ist eine 7 * 9 cm große und 3 mm dünne Spezialbatterie erforderlich, wie man sie aus Polaroid Kameras kennt. 6 Volt & 1.400 mAh, laut Hersteller ausreichend für rund 15 Stunden Fernsehvergnügen. Vermutlich dachte Herr Sinclair bei dieser Extrawurst weniger an die technische Notwendigkeit, sondern an eine praktische Einnahmequelle: Ein Dreierpack dieser Energiespender kostete 10 Pfund, das waren damals umgerechnet 38.- DM.

Wenigstens kann man ein herkömmliches Steckernetzteil anschließen (6 Volt, Minus am Mittelstift). Die Sendereinstellung erfolgt manuell und deckt beim FTV1 nur den UHF-Bereich ab, der FTV2 empfängt zusätzlich auch VHF Signale. Erfreulicherweise unterstützen beide Modelle zwei Video- und drei Audio-Standards: 525 und 625 Zeilen mit 4,5 / 5,5 / 6,0 MHz Ton-ZF. Damit ist der FTV in sehr vielen Ecken der Erde einsetzbar, lediglich Frankreich, China und Teile des ehemaligen Ostblocks bleiben außen vor.

Ursprünglich sollten bis zu 10.000 Exemplare des FTV monatlich vom Band laufen, am Ende wurden insgesamt nur rund 15.000 Stück produziert. Den westeuropäischen und den nordamerikanischen Markt bediente der damals 43-jährige Erfinder und Unternehmer zusätzlich mit dem Sinclair FTV2 (im mittleren Bild links). Der Erfolg blieb ebenfalls bescheiden, vermutlich war das "Energiekonzept" mitverantwortlich. Äußerlich unterscheidet sich der FTV2 vom FTV1 nur durch einen dreistufigen Schiebeschalter für den Empfangsbereich an der Frontseite unterhalb der Bildfläche. Das Design des FTV schuf der Brite Rick Dickinson, diverse Entwürfe sind auf dem Foto links zu sehen.

Die technischen Eigenschaften der Modellvarianten FTV1/B und FTV1/C sind nach meinen Informationen weitgehend identisch, im Inneren kommt eine andere Platinenrevision zum Einsatz, beim Gehäuse wurde die geprägte Beschriftung teilweise geändert (u.a. Angabe der Polarität des Netzanschlusses beim /C). Über den FTV1 berichteten die Fachzeitschriften Funkschau in der Ausgabe 21/1984 und Electronics Today International im Heft 01/1984. Über die einzelnen Funktionen des Gerätes informiert darüber hinaus die Bedienungsanleitung. Eine tolle Innenansicht zeigt dieses Foto eines Leser dieser Seiten und einen Blick auf die Bildröhre ermöglicht uns der - leider 2014 verstorbene - Sammler Enrico Tedeschi vom ehemaligen International Vintage Electronics Museum in Brighton / Südengland.

Das Fernsehbild der (anders als z. B. beim SONY Watchman) quer eingebauten Coffin-Tube ("Sarg-Bildröhre") wird durch eine Fresnel-Linse aus Kunststoff auf das normale 4:3 Format entzerrt, die sichtbare Diagonale beträgt etwa 47 mm. Der Trick mit der Linse senkt zwar den Stromverbrauch, Auflösung ein Einblickwinkel werden dadurch jedoch ebenfalls merklich reduziert. Weitere interessante Informationen zum FTV1 selbst hält JONZ TELLIES GALLERY bereit.

Zum Start im September 1983 kostet der FTV1 knapp 80 Pfund, im Dezember wurde der Preis auf knapp 100 Pfund erhöht. Die Geräte wiegen ohne Batterie jeweils rund 280 Gramm. Designed in Cambridge by Sinclair Research, hergestellt bei TIMEX in Dundee/Schottland.

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Update: 22.12.2022

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